Ressourcen – Bunte Zahlräder ineinandergesteckt

Die Lösung im Problem und versteckte Ressourcen

ZOYA und die praktische Theorie
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Inhaltsverzeichnis

Orientierung schaffen

Lösungen und Ressourcen…das sind typische Coachingwörter. Du kannst sie überall lesen und sie klingen ja auch erstmal ganz einfach: natürlich konzentriert man sich auf Lösungen. Und Ressourcen hören sich irgendwie angenehm an…

Stimmt, aber das ist nicht alles. Lösungsorientierung sollte auch bedeuteten, erstmal zu sehen, was dein Problem eigentlich bereits für eine Lösung ist. Und dann nicht nur deine Ressourcen zu sammeln, sondern auch zu prüfen, ob sie nicht vielleicht manchmal überdosiert und unbalanciert sind.

 

Das meine ich damit:

Dein Problem ist eine Lösung

Zusammenhänge verstehen

Das Problem ist eine Lösung? Das ist völlig verwirrend und paradox…hier ein klärendes Beispiel:

Julia sagt ihre Meinung. Direkt und jeder*m, die*der es hören will – aber auch allen anderen. Ihr Verhalten wird meistens grenzüberschreitend und unpassend empfunden. Darum distanzieren sich andere Menschen von ihr und sie wird oft ausgeschlossen. Damit fühlt sie sich einsam und unwohl, das ist ihr Problem. Wo ist darin die Lösung?

Sehen wir uns den Hintergrund an: Julia möchte gesehen, anerkannt und ernstgenommen werden. Sie fürchtet aber, übergangen zu werden, wenn sie schweigt. Also versucht sie das zu verhindern, indem sie sich lautstark bemerkbar macht.

Sie löst mit ihrem Verhalten ein Problem – überhört werden – und schafft sich ein Neues – ausgeschlossen werden.

Solche Zusammenhänge lassen sich quasi in jedem Verhalten finden. Manchmal erst mit der Zeit, manchmal bleibt etwas unerklärbar. Aber, ob es uns bewusst ist oder nicht: was wir tun, macht mindestens für einen Teil von uns Sinn!

Und wozu ist das relevant?

Loesungen – Vier Frauen stehen in Gewächshaus zusammen und lachen

Alternativen finden

Wenn Julia jetzt etwas ändern möchte, könnte sie z. B. beginnen zu schweigen. Und würde vielleicht tatsächlich übersehen! Damit hätte sie das eine Problem mit einem anderen getauscht. Wie unbefriedigend!

Sieht man sich aber die Zusammenhänge, Julias verschiedene Anteile, relevante Situationen, Julias Wünsche genau an, lässt sich eine bessere Alternative kreiern. So könnte Julia z. B. anfangen:

  • einen anderen Umgang mit ihren Gefühlen zu lernen, z. B. mit Angst und Einsamkeit,
  • auszuprobieren, wie sie ihre Meinung anders ausdrücken kann und
  • Situationen und Menschen gezielter auszuwählen.

Interessant, oder? Wenn du also ein Problem hast, sieh doch zuerst mal nach, für was es eine Lösung ist – oder sein möchte! Das sind erste Spuren für deine Reise zu passenden Alternativen.

Um dann tatsächlich etwas zu verändern, brauchst du noch deine Ressourcen:

Ressourcen – Zwei Hände halten in goldene Folie eingewickelte Schokoladeneier

Ressourcen finden

Ressourcen können überall sein…

Manche Ressourcen sind ziemlich offensichtlich. Sie können in deiner Umwelt liegen:

  • genug Geld,
  • ein liebevoller Freundeskreis oder
  • eine schöne Wohnung.

Oder in dir selbst:

  • du sprichst vier Sprachen fließend,
  • kannst grandios kochen und
  • bist super gesund und fit.

Wie ist das aber mit sowas wie:

  • zuhören können,
  • wissen, wie man sich selbst beruhigt,
  • anspruchsvolle Gespräche lenken können,
  • genau wahrnehmen, was um dich herum vorgeht,
  • Krisen mit Humor begegnen?

Gerade das, was uns besonders macht und von anderen unterscheidet, sehen wir kaum. Ich meine, „ist doch klar, dass man das so macht / kann / denkt…“…nein! Das sind deine persönlichen Ressourcen!

Riesige Hand aus Holz stützt schiefliegenden Baum

...und das Leben schwerer machen!

Manchmal werden auch genau diese persönlichen Ressourcen zum Problem – dann nämlich, wenn wir sie überdosieren und uns Möglichkeiten versperren. Stell’ dir z. B. vor, du kannst sehr gut Dinge alleine erledigen:

Umzug? Geht alleine. Möbel zusammenbauen? Kein Problem. Krise durchleben? Klar, kann ich das ohne fremde Hilfe. Das ist eine super starke Ressource. Aber wie leicht und einfach wäre es, wenn dir ein paar Freunde beim Umziehen helfen und ihr danach zusammen gemütlich Pizza esst. Oder wenn du dich auch mal bei deiner Freundin meldest, wenn es dir schlecht geht und du ein paar freundliche Worte hörst…

Je mehr verschiedene Ressourcen du bewusst zu Verfügung hast, desto einfacher wird dein Leben. Sie steigern deine Flexibilität und die brauchst du für dein inneres Gleichgewicht!

Quelle

Mehr dazu z. B. in: Von Schlippe, Arist / Schweitzer, Jochen: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I. Das Grundlagenwissen, 2016.